Im Verhältnis zur Welpenzahl stellt die Rasse Deutsch-Langhaar auf den Prüfungen des JGHV einen nachweislich hohen Prozentsatz an prämierten Hunden. In der jagdlichen Praxis wird unser Langhaar wegen seiner ausgesprochenen Ruhe besonders gelobt. Er repräsentiert eine Rasse , die der Forderung des Gesetzes nach einem “brauchbaren Jagdhund” gerecht wird und alle Ansprüche des Jägers erfüllt. Mit dem Deutsch-Langhaar macht das Jagen Freude!
"Alter Försterhund"
Den Namen “Alter Försterhund” hat sich der Deutsch-Langhaar insbesondere durch seine Befähigung zur sehr guten Schweißarbeit, lautem Jagen beim Stöbern und als Verlorenbringer auf der Wundspur erworben. Die Wasserarbeit zählt ebenso zu seinen in der Jägerschaft geschätzten Stärken.
Deutsch Langhaar: Jägermeister
Was den Deutsch Langhaar im Wettbewerb mit Spezialisten wie Retrievern, Schweißhunden oder Pointern bei Jägern schlecht abschneiden ließ, wird inzwischen zu einem großen Vorteil: seine Vielseitigkeit, die in den Genen steckt.
Mord! Der fürstliche Förster Kroh von Dotzlar lag tot im Wald, von einer Schrotgarbe getroffen. "Heimtücke!", titelte das Wittgensteiner Kreisblatt am 12. Oktober 1891 und schrieb: "Der
pflichttreue Beamte ging im Verlauf des gestrigen nachmittags von zu Hause weg, um seinem Beruf nachzugehen und kehrte am Abend nicht zurück." Die Suche nach dem Vermissten verlief zunächst
ergebnislos, später fanden Angehörige den Toten unter einer Dickung. Neben ihm lag ein geschossener Hase.
Morde wie die am Wittgensteiner Förster gab es viele. "Die Wälder waren damals gefährlich", erzählt der Kulturwissenschaftler Professor Roland Girtler. "Beinahe überall wurde gewildert, und der
Förster musste immer damit rechnen, beim Reviergang angegriffen zu werden." Das Wort "Förstermord" war ein gängiger Begriff unter Kriminologen. Schützen konnten sich die Förster nur durch ihre
Waffen und ihre Hunde. Was die Waffen anging, so verließ man sich auf den vom Münchner Büchsenmacher Peter Oberhammer patentierten Drilling, ein mechanisch anspruchsvolles und in der Handhabung
etwas gewöhnungsbedürftiges Gewehr, mit dem man sowohl Schrot als auch Kugeln in verschiedenen Kalibern verschießen konnte. Eine Art Schweizer Messer zum Schießen. Der dazu passende Hund hieß
Deutsch Langhaar.
Ein jagdlicher Allrounder mit einer gehörigen Portion Mannschärfe ist der Deutsch Langhaar. Ein Försterhund passend zur Försterwaffe, für jedes Wild, jede Situation und jeden Notfall. Der
maßgebliche Weltverband der Hundezüchter FCI führt den Deutsch Langhaar in der Klasse 7, bei den Vorstehhunden. Seine Geschichte ist ein Ausflug in die Geschichte der Jagd. Denn viele
Eigenschaften, die einen guten Jagdhund ausmachen, sind angeboren und, wenn auch keine Rassezucht im heutigen Sinn, das Ergebnis einer oft Jahrhunderte alten Auslese. Die meisten Jagdhunde sind
Spezialisten!
Gut riechen, schwimmen oder apportieren können alle, eine Wundfährte perfekt und ausdauernd auszuarbeiten, aber verlangt Konzentration und Übung. Einen Fasan zu apportieren, ist für keinen ein
Problem, sich aber wieder und wieder ins Wasser zu stürzen, das Reet zu durchstöbern und bei der zehnten, zwanzigsten oder dreißigsten zu apportierenden Ente nicht aufzugeben, das ist die Lust
der Retriever. Dem Jäger durch Vorstehen anzuzeigen, wo sich ein Rebhuhn im Gras versteckt, ist eine vererbte Anlage der früheren Vogelhunde. Wer Wildschweine aus den Dickungen jagen soll,
braucht den Mut und das sorglose Herz eines Terriers.
Die "vollkommenen teutschen Jäger" dachten da praktischer: "Ein Hund für alles", könnte das Motto gelautet haben, nach dem sie munter Spezialisten zu Allroundern machten: "Diejenigen, welche
dicke und dabei gekrümmte Ruten, kleine Augen und schmale Köpfe haben, sind gewiss von schlechter, unreiner Herkunft. Dagegen sind die von reiner Rasse sehr elegant und schön", schrieb 1840 der
Naturforscher Louis Ziegler. Kurz: Deutsche Jagdhunde waren eine hartgesottene bunte Truppe, einige größer, andere kleiner, viele gefleckt, manche gescheckt, kurz-, die meisten langhaarig.
Den Jägern mag das Aussehen der Hunde egal gewesen sein, anderen nicht: Denn das Ende des 19. Jahrhunderts war die Zeit des Nationalismus. 1871 hatte sich Wilhelm nach dem gewonnenen
Deutsch-Französischen Krieg im Spiegelsaal in Versailles, dem traditionellen Krönungsraum der französischen Könige, zum "Deutschen Kaiser und König von Preußen" ausgerufen. Man war stolz,
Deutscher zu sein. Wer aber auf die damals schon stattfindenden Hundeausstellungen ging, kam an einer Tatsache nicht vorbei: Das Kaiserreich hatte in Sachen Rassehund nichts beizutragen. Auf den
in Paris veranstalteten Ausstellungen gab es für Vorstehhunde nur drei Klassen: "braques françaises", "braques anglaises" und "diverse ausländische". Das klingt wie Grabbeltisch und wurde von
Kennern auch so aufgenommen.
Deutschland wollte Rasse: 1876 erschien mit "Der Hund" die erste deutsche kynologische Zeitschrift, in Berlin wurde der kynologische Verein "Hektor" gegründet, und als 1877 Otto von Bismarcks
Dogge Sultan starb, spannte man den Reichsgründer kurzerhand vor den PR-Karren, verlieh den Doggen den Ehrentitel "Reichshunde" und beschloss, die bis dahin unter vielen Namen (Englische Dogge,
Dänische Dogge, Hatzrüde ...) auftretenden Riesenhunde fortan nur noch Deutsche Dogge zu nennen.
1878 wurde ein Stammbuch nach englischem Vorbild eingeführt, der Startschuss zur modernen Rassezucht. Schritt eins: die Veredelung der langhaarigen Vorstehhunde. Name: Deutsch Langhaar. Als
Nächstes standen auf der Liste: Deutsch Kurzhaar, Deutsch Stichelhaar und Deutsch Drahthaar. Auf Preissuchen, bei denen es für die ersten drei Plätze Geldpreise bis zu 1000 Goldmark (das
Jahresgehalt eines Facharbeiters) zu gewinnen gab, wurden die besten Jagdhunde prämiert. Gesucht wurden Hunde mit hervorragender jagdlicher Leistung, einem schönen Kopf, gut befransten Ohren,
kräftigem Körperbau und mittellangem Körperfell. Wer Hunde meldete, in denen die Richter Setter- oder Pointerblut vermuteten, wurde gar nicht zugelassen.
Heute sieht man den Deutsch Langhaar auf Hundewiesen so gut wie nie. Er ist ein reiner Jägerhund. Hunde in Nichtjäger-Händen stammen zumeist aus Würfen, für die sich nicht genug Abnehmer mit
Jagdschein gefunden haben. Doch auch wenn diese Rasse nicht mehr der klassische Försterhund und auch nicht mehr der beliebteste Hund der Jäger ist (laut Statistik des Verbands für das Deutsche
Hundewesen wurden 2008 rund 3200 Deutsch Drahthaar, exakt 1489 Deutsch Kurzhaar, aber nur 617 Deutsch Langhaar-Welpen geboren), wer einen dieser Rasse hat, fährt mit ihm oft besser als andere
Hundeführer. Denn was den Deutsch Langhaar früher im Wettbewerb mit Spezialisten wie Pointern, Retrievern oder Schweißhunden mitunter hat schlecht abschneiden lassen, wird jetzt zu seinem großen
Vorteil: seine genetisch bedingte Vielseitigkeit.
Die Jagd in Deutschland hat sich verändert. Niederwild ist in vielen Revieren selten geworden, die Schwarzwildjagd hat an Bedeutung gewonnen. Und weil auch Jäger ihre Hunde nicht mehr nur
zweckgebunden, sondern auch nach dem Aussehen kaufen, werden viele Hunde in Bereichen eingesetzt, die ihnen nicht liegen. So fehlt es reinen Vorstehern oft an der sogenannten Schärfe. Wird so ein
Hund einem krank geschossenen Fuchs hinterhergeschickt, kann es für alle Beteiligten leidvoll werden: für den sich quälenden Fuchs, der durch den hilflosen Hund eben nicht schnell abgetan, also
getötet, wird, für den Hund, der nicht weiß, wie er mit der Situation umgehen soll, und für den Hundeführer, der nicht nur den Hohn der Jagdgesellschaft über sich ergehen lassen muss, sondern
wahrscheinlich auch nicht mehr zur Jagd eingeladen wird.
Lebensgefährlich wird es, wenn solche Hunde Wildschweine aus ihren Einständen heraustreiben sollen. Denn erfahrene Sauen können einem unsicheren Hund schreckliche Verletzungen zufügen. Deutsch
Langhaar haben mit solchen Situationen in der Regel keine Probleme. Sie sind im besten Sinn harte Hunde: Eiskaltes Wasser schreckt sie sowenig wie dornenreiches Gestrüpp oder das Apportieren von
Füchsen - eine Aufgabe, bei der viele andere Hunde buchstäblich das Kotzen bekommen.
Zugegeben, Jäger, die nur ein paarmal im Jahr zu Gesellschaftsjagden oder auf den Entenstrich gehen, brauchen keinen Deutsch Langhaar. Wer außerdem aber im eigenen Revier Wildschaden verhindern
muss oder seinen Hund für die Nachsuche auf krank geschossenes Reh- oder Schwarzwild braucht, lernt die Vorteile des "alten Försterhundes" zu schätzen: "Es gibt Rassen, die mehr Pfiff und mehr
Energie haben", sagt die Tierärztin und Züchterin Monika Schroedter aus Rickling bei Bad Bramstedt in Schleswig-Holstein, "dafür arbeiten unsere Hunde bei allen Jagdarten und auf jedes Wild sehr
gründlich, sicher und entschlossen." Ruhige Gelassenheit und Nervenstärke sind Teil ihres Wesens. Wenn andere beim Verfolgen einer Schleppe mit großen Sprüngen übers Feld rasen, wirkt die
schreitende Gangart des Deutsch Langhaar schon fast gemächlich. "Deutsch-Langsam" war über Jahre ein gängiger Spott unter Jägern.
Sie sind unkompliziert und familienfreundlich, verteilen ihre Liebe aber nicht auf mehrere Menschen. So wird im Hause Schroedter genau zwischen seiner und ihrer Hündin unterschieden, nicht etwa
weil zwischen den Eheleuten Konkurrenz herrscht, sondern weil die Hunde das so wollen. Die Hündinnen sind Geschwister, beide wurden im Haus der Schroedters geboren, sind dort aufgewachsen und
wurden dort ausgebildet. "Obwohl sie mit uns auch zusammen ins Revier gehen", erzählt der heute pensionierte Förster Klaus Schroedter, "hört die Hündin meiner Frau überhaupt nicht auf mich,
während meine ihr bei der Jagd schon mal davongelaufen ist, um dann vor meinem Wagen auf mich zu warten."
Sind sie auch Hunde für Nichtjäger? "Nein!", sagt Monika Schroedter entschieden. Wer nicht mit ihnen arbeite, käme nicht mit ihnen zurecht. Hundesportler könnten die Tiere zwar im Kopf auslasten,
"die Jagdpassion aber steckt so tief in ihnen, dass es eine Schande wäre, sie nicht das tun zu lassen, wofür sie geboren wurden."
Quelle: Dogs-Magazin